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Tetanus beim Pferd: Wann Impfen?

Tetanus (Wundstarrkrampf) ist Jedem ein Begriff und wird daher hier, bezüglich des verantwortlichen Erregers, des Infektionsweges und des Krankheitsverlaufs nicht weiter erläutert. Da diese Krankheit in der Regel tödlich verläuft, sollten Pferde selbstverständlich dagegen geimpft werden, aber die gängige Impfpraxis ist aus wissenschaftlicher Sicht völliger Unsinn und schadet dem Pferd mehr als es nutzt!

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Prof. Dr. Dr. Thein der LMU München, gerne als der "Impfpapst" bezeichnet, hat schon 2009 in der Fachzeitschrift "Der praktische Tierarzt", (Ausg. 01/2009) folgendes publiziert:

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Zitat:" Die Halbwertszeit des Antitoxins beträgt sechs bis zwölf Jahre. Daraus läßt sich ableiten, dass der Immunschutz lang anhält und die Revakzination in entsprechend großen Intervallen vorzunehmen ist."

Übersetzt heißt das, dass im Mittel nach acht Jahren "nur" noch die Hälfte der Antikörper vorhanden sind, was immer noch mehr als ausreichend ist für eine stabile Immunantwort! Aber TA´s impfen nach wie vor alle zwei Jahre!!!

Zitat: "Man muss wissen, dass diese passive Immunisierung (Aufnahme der Tetanusantikörper über die Muttermilch der geimpften Stute) neugebohrener Fohlen über die maternalen Antikörper die eigene, aktive Antikörperbildung hemmt. Damit verhindern diese Antikörper eine erfolgreiche Schutzimpfung neugeborener Fohlen, die in der Praxis leider noch häufig anzutreffen ist und auch in den Produktinformationen mancher Hersteller noch empfohlen wird. Auch die heute noch geübte Praxis, neonatale Fohlen parenteral mit Tetanusimmunseren zu behandeln, ist immunologisch aus gleichen Gründen nicht vertretbar. Es wurde bereits vor langer Zeit nachgewiesen, dass Fohlen aus gegen Tetanus geimpften Mutterstuten, die im 3./4. Lebensmonat oder noch früher - entsprechend den Empfehlungen der jeweiligen Impfstoffhersteller - erstmals gegen Tetanus vakziniert wurden  zum Problem der sogenannten "non responder" führten." Übersetzt heißt das, dass Pferde, die als Fohlen zu früh gegen Tetanus geimpft wurden lebenslang (egal, wie viele Folgeimpfungen es erhält) KEINE Immunität gegen Tetanus mehr entwickelt!!!

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Auszug aus "Pferdeheilkunde" 32 (2016) 3 (Mai/Juni) 200-211

Autoren: Prof. Dr. Dr. Peter Thein 1 und Albert Röhm 2
1 Veterinärmedizinische Fakultät der Ludwig - Maximilians- Universität München
2 Haupt- und Landgestüt Marbach a. d. Lauter

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Gebrauchsanweisungen von Impfstoffen basieren auf dennationalen/internationalen zur Zulassung/Registrierung führen-
den Unterlagen zum jeweiligen Produkt. Deren Ergebnissereflektieren nicht immer die daraus resultierenden Anwendun-
gen im homologen Endwirt, noch dazu an biostatistisch relevanten Tierzahlen und sind zum Teil durch wissenschaftliche
Erkenntnisse überholt. Darauf wird seit Jahren hingewiesen (Thein 2003, OIE 2015). Dies gilt beispielsweise auch für das
in den jeweiligen Vakzinen angegebene Alter der Fohlen zum Zeitpunkt der Grundimmunisierung sowie die zeitlichen Abstän-
de zwischen den Impfungen und Wiederholungsimpfungen. Auf Grund der Ergebnisse der vorgenommenen postvakzina-
len, serologischen Untersuchungen wurde ab 1989 entschieden, im Gestüt Marbach die Fohlen generell erst nach
ihrem Absetztermin zu impfen und dies nicht vor dem abgeschlossenen 9. Lebensmonat.
Die Abstände zwischen den
beiden ersten Impfungen wurden aus dem gleichen Grund auf mindestens 8 Wochen verlängert. International durchge-
führte Untersuchungen (Wilson et al. 2001, Wilson undRossdale 1999) zu diesem Komplex belegen diese praktizier-
ten Immunisierungsrhythmen. Dies betrifft alle eingesetzten Impf-antigene, EHV-1/4, Influenza und Tetanus (Cullinane et
al. 1994,van Oirschot et al. 1991, Wilson et al. 2001). Exemplarisch für Anwendungsfehler in der täglichen Praxis ist
die Tetanusimpfung. Für diese gibt z. B. die momentan kursierende „Impfleitlinie Pferd“ unter Außerachtlassung aller
international dazu verfügbaren wissenschaftlichen Ergebnisse lediglich das kürzeste Immunisierungsintervall für die
Wiederholungsimpfungen des Produktes nur eines Herstellers (2 Jahre) an. Abweichend von den jeweils vorliegenden
Gebrauchsanweisungen wird die Impfung mit Tetanusvakzinen in der Praxis konsequent falsch eingesetzt (Thein 2011,
2014, Thein et al. 2013). Seit Beginn der Tetanusforschung und -impfung beim Pferd ist bekannt und nachgewiesen,
dass die postvakzinale Antitoxinschutzwirkung – wie beim Menschen – über 8 bis 15 Jahre andauert und dass bereits
die korrekt vorgenommene Grundimmunisierung zu lebenslangem Schutz führt
(Jansen und Knoetze 1979, Löhrer und Radvilla 1970, Lunn und Townsend 2000, Monnier undLebasque 1918). Vorgeschlagene Revakzinationsintervalle
von 5 Jahren, von Mitgliedern der ehemaligen STIKO als O.L U. gebrandmarkt (Osterrieder et al. 2015), dürfen damit
als untere Grenze angesehen werden. Die im Gestüt zur Tetanusimpfung erarbeiteten Daten und daraus resultierende
Vakzinationsvorschläge (Thein et al. 2013) werden erneut durch nationale und internationale Untersuchungen bestätigt
(Kendall et al. 2015, Recknagel et al. 2015). In diesen Untersuchungen werden nun auch verlängerte Impfintervalle
der Grundimmunisierung der Fohlen sowie Verlängerung der Wiederholungsimpfungen auf 8 bis 10-jährliche Intervalle
bestätigt und von der STIKO des BpTgefordert. Kendall et al. (2015) ziehen aus ihren Untersuchungen den Schluss, dass
die derzeitigen Gebrauchsanweisungen und „Guidelines“ zur Tetanusimpfung nicht auf belastbaren, wissenschaftlichen
Daten beruhen und einer Korrektur bedürfen. Von allen in Bestandsimpfung beim Pferd: 44 Jahre Impfungen im Haupt- und Landgestüt Marbach P. Thein und A. Röhm Pferdeheilkunde 32 (2016)210 der vorliegenden Untersuchung eingesetzten und diskutierten Impfstoffen verfügen lediglich die Tetanustoxoid-Vakzinen über eine sicher protektive Immunogenität mit der Folge des jahrelang belastbaren Immunschutzes. Wegen des ubiquitär vorkommenden Cl. tetani in der Umwelt der Pferde und deren hoher Sensibilität gegenüber dem Tetanospasmin muss jedes Pferd über eine Impfung gegen Tetanus verfügen.
Dazu bedarf es allerdings keiner Bestandsimpfung im klassischen Sinn, sondern der ordnungsgemäß, auf der Basis der
besprochenen wissenschaftlichen Grundlagen durchgeführten individuellen Grundimmunisierung, gefolgt von den
jeweils in großen zeitlichen Abständen (8 bis10 Jahre) durchzuführenden Wiederholungsimpfungen
. Die Bestandsimpfung mit dem Ziel, eine möglichst homogen belastbarene Immunabwehr unter Einsatz tatsächlich immunprotektiver Impfstoffe zu erreichen, entspricht dem theoretischen Idealzustand. In der heute üblichen Pferdepraxis ist sie nur in Ausnahmefällen möglich. Empfehlungen zu “Pflichtimpfungen“, nicht dem Wissensstand adäquate Gebrauchsanweisungen, Propagierung von Vakzinen mit mangelnder Immunogenität sowie der Vermarktungsdruck für nicht geeignete Impfstoffe arbeiten dem genannten Ziel entgegen – zum Schaden der Pferde und Pferdehalter.

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Fallbeispiel aus meiner Praxis zum Thema Tetanus: Telefonisch wurde ich kontaktiert wegen eines erkrankten männlichen Zickleins. Das Zicklein wurde einige Tage zuvor, wie alle anderen jungen Böcke der Herde, kastriert und im Zuge dessen auch gegen Tetanus geimpft. Die telefonisch geschilderten Symptome waren klar als Tetanus im fortgeschrittenen Stadium diagnostizierbar (Krämpfe hatten bereits eingesetzt), weshalb ich, um weiteres Leiden des Tieres zu verhindern, zur raschen Euthanasie geraten habe. Dies wurde auch sofort umgesetzt. Am nächsten Tag sollte ich mir die restlichen kastrierten jungen Böcke ansehen. Am Behandlungstermin vor Ort zeigte ein weiteres Zicklein erste Symptome... Ich tat, was in meiner Macht steht, aber in diesem Fall war ich im wörtlichen Sinn machtlos... alle kastrierten und damit geimpften Böcklein erkrankten an Tetanus und mussten von ihrem Leiden erlöst werden. Warum? Weil die Zicklein über die Muttermilch Antikörper gegen Tetanus mitbekommen hatten und die Impfung zu einer sog. Kreuzreaktion geführt hat mit dem Ergebnis, dass die Tiere "non responder" wurden, d. h. ihre Immunität gegen Tetanus aufgehoben wurde. Gegen die, durch die Kastrationswunde, eindringenden Keime hatte das Immunsystem keine Antwort mehr... 

 

Sprüche wie "eine Tetanusimpfung schadet ja nicht" oder "lieber zu viel., als zu wenig" können nur Menschen von sich geben, die noch nie ein Tier auf so sinnlose Weise leiden und sterben gesehen haben!

 

Dabei ist es so einfach! Seit einigen Jahren gibt es einen Schnelltest, durch den innerhalb von 15 Minuten der Tetanus Antikörperstatus (Titer) ermittelt werden kann. Ist der Titer ausreichend muss (darf) nicht geimpft werden. Sind keine Antikörper vorhanden oder ist der Titer zu niedrig muss (darf) geimpft werden. 

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In unsere Praxis führen wir mittels Tetacheck (Schnelltest zur Ermittlung der Tetanusantikörper im Blut) eine Überprüfung des Tetanustiters durch und können Ihnen innerhalb von 15 Minuten mitteilen, ob eine Nachimpfung bei Ihrem Pferd erforderlich wäre! Mittels des Tests können wir auch "non responder" Pferde identifizieren, was z. B. im Zuge einer Ankaufsuntersuchung durchaus relevant sein sollte.

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